Arbeitstagung Sexualaufklärung an der Hochschule Luzern
Sexual-Umerziehung der Gesellschaft
Die Arbeitstagung Sexualaufklärung bestätigte, dass das Kompetenzzentrum «Sexualpädagogik und Schule» und die Organisation «Sexuelle Gesundheit Schweiz» Strategien zur Umsetzung ihrer Sexualerziehungspläne im Köcher haben.
An der Tagung wurde eine Opferrolle zelebriert. Irrationale und hinterwäldlerische Gegner der modernen Sexualaufklärung hätten es offenbar geschafft, die Bevölkerung durch unbegründete Ängste aufzustacheln, die Medien hätten wohlwollend mit diesen konservativen Kräften mitgespielt und die Politik wäre einfach zu einem Umdenken gebracht worden. Einiges davon mag stimmen.
Bundesamt zurückgepfiffen
Offensichtlich hat der politische Druck durch diverse Petitionen, Initiativen, Referenden und Interpellationen im Nationalrat etwas erreicht. So wurde das Bundesamt für Gesundheit scheinbar zurückgepfiffen, weiterhin das umstrittene Kompetenzzentrum in Luzern finanziell zu unterstützen. Weiter habe sich die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vom besagten Zentrum distanziert und beteuert, dass es im Lehrplan 21 keinen Sexualkundeunterricht geben werde.
Schon seit der Antwort der EDK auf die Petition gegen Sexualisierung der Volksschule ist klar, dass mit einer gekonnten Verschleierungstaktik der Sexualkundeunterricht zwar im Lehrplan 21 nicht explizit vorkommen wird, aber sehr wohl fächerübergreifend sexual- und lebenskundliche Themen enthalten sein werden. Mit diesen Begriffsspielereinen kommt ein zentrales Denkmuster dieser Leute zum Ausdruck: Sie denken „top-down“ (von oben=gebildet nach unten=Rest). Fachpersonen, sogenannt unabhängige Experten und Verwaltungsprofis, ergründen was das Beste ist und implementieren, durch ihre scheinbare Weisheit und Umsicht legitimiert, von Oben, das heisst durch den Staat oder staatsnahe Institutionen ihre Ideen in der Gesellschaft. Eine gewisse Arroganz schwingt hier mit, welche vor allem dann zum Vorschein kommt, wenn Gegner lächerlich gemacht werden oder als dumm marginalisiert werden.
Umkehr der Demokratie
Der Gesellschaft muss zum guten Leben verholfen werden, wenn nötig durch staatlichen Zwang. Es ist die Umkehr der Demokratie. In einer Demokratie wird der Staat mit seiner Macht von der Bevölkerung bestimmt, kontrolliert und gezügelt. Wenn der Staat aber immer mehr die Gesellschaft in ihren Grundfesten zu verändern versucht, entsteht eine gefährliche Situation. Man muss sich dann Fragen, wer diesen Staatsapparat kontrolliert. In unserem Fall selbsternannte Experten und ein gutes Netzwerk von Interessengruppen und hohen Verwaltungsbeamten.
An der Tagung kam aber dann noch eine internationale Komponente dazu. Da innenpolitisch der Handlungsspielraum für diese Leute doch enger wird, will man sich mit neuen Mitteln rechtfertigen. Man lässt eine internationale Expertengruppe im Namen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ähnliche Standards erarbeiten und verkauft sie dann innenpolitisch als sehr breit abgestützt, wissenschaftlich noch fundierter und von noch weiter Oben legitimiert. So wurden die «Standards für die Sexualaufklärung in Europa» des WHO-Regionalbüros für Europa und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus Deutschland vorgestellt. Diese gelten den hiesigen Sexualpädagogen neu als Fundament ihrer Implementierungsstrategie.
Mit schön klingenden Worten wie «Ganzheitlichkeit», «unvoreingenommen» oder «Versachlichung » wird verschleiert, dass es bei dieser Sexualaufklärung um die Umerziehung unserer Gesellschaft geht. Den Kindern und Jugendlichen sollen «verinnerlichte Meinungen und Werte» und «Prinzipien, die das Verhalten bestimmen» beigebracht werden, die umstritten sind wie beispielsweise die Genderideologie und ein auf Genuss und Befriedigung ausgerichtetes Liebesbild.
Eingriff in Privatsphäre
Diesen Kreisen geht es nicht um klassische Aufklärung und nur vordergründig um Prävention vor sexueller Gewalt oder Krankheiten, sondern um die Umgestaltung der Gesellschaft zu sexueller Offenheit und Freizügigkeit gemäss den Werten von nur scheinbar wissenschaftlich abgestützten Experten. Dieser Eingriff in die Privatsphäre und in die elterliche Erziehungsverantwortung wird für höhere Ziele in Kauf genommen, wenn nicht schon von vornherein aus sozialistischer Sicht angestrebt. Die absichtlich anspruchsvollen und die meisten Interessen einbindenden demokratischen Verfahren sollen umgangen werden, da gemäss dieser Idee nur Experten die vermeintliche Komplexität unserer modernen Welt durchschauen und daher die Kompetenz besitzen zu entscheiden, was gut ist.
Politischer Druck von der Basis her wird nicht mehr lange nützen, wenn wir zulassen, dass unsere Bevölkerung immer mehr auf vermeintliche Wissenschaftlichkeit und internationale Standards getrimmt wird, an deren Legitimität glaubt und vergisst, dass sie selber ihr Schicksal in den Händen hält und eigenverantwortlich Denken und Handeln muss, um diesen Ideologien Paroli zu bieten.
7. Dezember 2012
Urs Vögeli, Baden AG